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Aufträge, aber kein Personal? Die Gebäudedienstleistungsbranche kennt das Problem. Zwischen Fach- und Hilfskräftemangel und unattraktiven Arbeitszeiten kämpft sie um Mitarbeitende.
Während so manches Unternehmen an den altbekannten Modellen festhält, setzen immer mehr auf Daytime Cleaning – die Reinigung während der regulären Betriebszeiten. Nicht mehr in den frühen Morgenstunden oder spätabends, sondern genau dann, wenn der Betrieb läuft. Das klingt nicht nur für potenzielle Mitarbeitende interessanter, sondern bringt auch eine neue Wertschätzung für die Reinigungsarbeit.
Laut der aktuellen Branchenstudie zvoove Industry Pulse 2024 (für Gebäudedienstleister) sehen 53 Prozent der befragten Unternehmen den Hauptvorteil von Daytime Cleaning gerade darin, attraktiver für Bewerbende zu werden. Denn traditionelle Arbeitszeiten der Branche – oft frühmorgens, spätabends oder am Wochenende – schrecken viele ab. Reinigungszeiten während des Tages hingegen helfen, die Branche für eine breitere Zielgruppe zugänglicher zu machen.
Die Studie zeigt, dass bereits bei 83 Prozent der Unternehmensvertretenden Reinigungskräfte tagsüber im Einsatz sind. Das Konzept „Daytime Cleaning“ bietet dabei offenbar nicht nur Vorteile für die Personalplanung, sondern verändert auch die Wahrnehmung der Arbeit der Reinigungskräfte: 46 Prozent der Unternehmen bestätigen, dass die Sichtbarkeit ihrer Teams steigt, wenn diese während der regulären Betriebszeiten arbeiten.
Anders als bei der Reinigung zu Randzeiten, wo die Reinigungsarbeiten oft unsichtbar und unbemerkt ablaufen, ermöglicht Daytime Cleaning, dass Reinigungskräfte als integraler Bestandteil des täglichen Betriebs wahrgenommen werden. Das legt nahe: Reinigungskräfte erfahren potenziell eine stärkere Wertschätzung ihrer Arbeit.
Daytime Cleaning sorgt also für eine stärkere Einbindung der Reinigungskräfte in den Betriebsalltag. Wer tagsüber reinigt, hat direkten Kontakt zu den Mitarbeitenden vor Ort. Dieser Austausch kann das Zugehörigkeitsgefühl fördern und zu einer höheren Arbeitsmotivation beitragen. Langfristig wirkt sich das wahrscheinlich positiv auf die Mitarbeiterbindung und die allgemeine Zufriedenheit mit dem Job aus.
Zudem trägt Daytime Cleaning zu sozialer Nachhaltigkeit bei. Besonders für Eltern oder andere Betreuungspersonen sind die familienfreundlicheren Arbeitszeiten attraktiv.
Die Gebäudedienstleistung bietet vielen Menschen, die es auf dem Arbeitsmarkt schwer haben, eine Beschäftigungsmöglichkeit – darunter auch Quereinsteigenden oder Menschen ohne formale Ausbildung. Das Werben um diese Personengruppe steht zum Teil im Wettbewerb mit anderen personalintensiven Branchen wie Gastronomie, Hotellerie oder Logistik. Hinzu kommt der hohe Bedarf an gut ausgebildetem Fachpersonal.
Gerade in Zeiten des Fach- und Hilfskräftemangels liegt es also auf der Hand: Arbeitgebende, die mitarbeiterfreundliche Arbeitszeiten bieten, haben die besseren Karten.
Trotz der zahlreichen Vorteile bringt Daytime Cleaning aber auch Herausforderungen mit sich: 36 Prozent der im Industry Pulse befragten Unternehmensvertretenden sehen Schwierigkeiten für die Durchführung der Reinigungsaufgaben, wenn Arbeitsplätze während der Betriebszeiten besetzt sind. Hier ist eine sorgfältige Koordination nötig, um sicherzustellen, dass die Produktivität nicht beeinträchtigt wird.
Ein weiteres Thema ist die Gefahr zusätzlicher Ad-hoc-Aufgaben, die während des Tages auf Reinigungskräfte zukommen könnten. 13 Prozent der Befragten befürchten, dass die Reinigungskräfte spontan zusätzliche, nicht einkalkulierte Aufgaben erhalten. Diese unvorhergesehenen Aufgaben können einerseits den Arbeitsablauf stören und die Effizienz verringern. Andererseits liegt in der Erfüllung solcher Aufgaben auch ein Potenzial: zufriedenere Kunden.
In einigen Fällen (5 Prozent) befürchten Unternehmensvertretende zudem, dass das Reinigen während der Arbeitszeit den Eindruck mangelnder Professionalität erwecken könnte. Diese Bedenken lassen sich durch eine präzise Planung und klare Absprachen zwischen Dienstleistern und Kunden lösen. Ein gut abgestimmter Reinigungsplan sorgt dafür, dass die Arbeiten diskret und effizient durchgeführt werden, ohne den Betriebsablauf zu stören.
Fazit
Daytime Cleaning ist mehr als nur eine Veränderung der Arbeitszeiten – es ist eine Chance. Es macht die Gebäudedienstleistung nicht nur familienfreundlicher und sichtbarer, sondern stärkt auch das Zugehörigkeitsgefühl der Mitarbeitenden. In einer Zeit, in der Fach- und Hilfskräfte händeringend gesucht werden, könnte das Konzept ein entscheidendes Plus im Wettbewerb um Personal sein. Ein Plus, das nicht nur Mitarbeitende langfristig bindet, sondern auch zeigt: Hier wird die Arbeit wertgeschätzt – und das nicht im Verborgenen, sondern im Mittelpunkt des täglichen Geschehens.
Foto: © Adobe Stock / Andrey Popov / 163417054
Cornelia Schliwa ist Magister-Soziologin und ausgebildete Redakteurin mit über 15 Jahren Erfahrung im Corporate Publishing. Mit ihrem Faible für klare Kommunikation bringt sie komplexe Sachverhalte präzise auf den Punkt und haucht selbst trockenen Themen Leben ein, um sie für Leser leicht zugänglich zu machen.