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Arbeitssucht

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Eine Arbeitssucht oder Workaholismus ist das unkontrollierte und ständige Verlangen nach Arbeit – Betroffene werden gemein auch als Workaholics bezeichnet. Im Leben von Workaholics nimmt das Thema Arbeit einen besonders hohen Stellenwert ein und Ruhephasen finden kaum statt. Diese substanzunabhängige Verhaltenssucht ist allgemein nicht als Krankheit anerkannt – weshalb es für diese Verhaltensstörung weder eine einheitliche Definition noch Leistungen der Krankenkasse gibt. Als Grund dafür gilt die Moral unserer Leistungsgesellschaft, in der Überstunden und Co. eher positiv als negativ besetzt sind. Die Folgen einer Arbeitssucht sind sowohl physischer als auch psychischer Natur: Neben Schlafstörungen und Depressionen können auch Herz-Kreislaufstörungen oder Magengeschwüre auftreten. Ist das Stress-Level durch die Arbeitssucht konstant hoch, droht im schlimmsten Fall ein Burnout. Um sich einer einheitlichen Definition anzunähern, können die Suchtkriterien der Weltgesundheitsorganisation genutzt werden, da diese laut Experten auch für die Arbeitssucht gelten. Demnach spricht man beim Zutreffen folgenden Faktoren von einer Arbeitssucht:

  • Die Schädigung des Abhängigen selbst
  • Ein unkontrollierbares Verlangen nach einer Substanz (in diesem Fall „Arbeit“) und dem Wunsch nach einer höheren Dosis
  • Eine psychische/physische Abhängigkeit von der Wirkung
  • Ein Kontrollverlust über das eigene Verhalten
  • Die Vernachlässigung anderer Interessen

Arbeitssüchtige: Risiko für das Unternehmen und sich selbst

Warum profitieren Arbeitgeber nicht von Menschen, die berufliche Angelegenheiten über private stellen? Es ist nachgewiesen, dass Arbeitssüchtige keine Bereicherung für Unternehmen sind, sondern im Gegenteil sogar sehr viel Geld kosten. In der Studie „Die Droge Arbeit“ fanden Forscher bereits vor einigen Jahren heraus, dass jeder Woracholic ein Unternehmen bis zu 200.00 Euro kostet. Grund dafür ist der langfristige Arbeitsausfall bzw. ein Burnout, der oft das Ergebnis von Dauerstress ist.

Darüber hinaus schaden Arbeitssüchtige dem Unternehmenserfolg, da sie durch die Dauerbelastung zu Fehlern neigen und zu Höchstleistungen nicht mehr im Stande sind. Dr. Stefan Poppelreuter ist Experte für Arbeitssucht und ging u.a. den körperlichen Folgen auf den Grund. Laut Poppelreuter fehlen Workaholics wichtige Erholungsphasen, der Körper schüttet ununterbrochen das Stresshormon Cortisol aus, was schwerwiegende Folgen wie einen Herzinfarkt oder Magengeschwüre haben kann. Dieser physische Vorgang blockiert außerdem das Kreativzentrum im Gehirn der Betroffenen, die Folge: Innovative Ideen bleiben aus, was sich wiederum negativ auf die Arbeitsleistung auswirken kann.

Die pronova BKK untersuchte in ihrer Studie „Betriebliches Gesundheitsmanagement“ das Phänomen „Stress am Arbeitsplatz“ und befragte dazu bundesweit 1.650 Arbeitnehmer/innen. Das Ergebnis: Rund 87% der Befragten sind von ihrer Arbeit gestresst – leiden also unter ersten Symptomen eines Burnouts. Weitere Ergebnisse und ihre Folgen:

  • 61 % leiden unter Rückenschmerzen oder Erschöpfung
  • 59 % verspüren manchmal Anspannung
  • 54 % denken häufig über ihre Arbeit nach, was zur Folge hat dass…
  • … 53 % der Befragten schlecht schlafen
  • Jeder siebte sieht bei sich selbst die Gefahr „auszubrennen“

Was löst diesen Stress aus – und wie können Arbeitgeber diesen Stress vermeiden?

  • 34 % geben ständigen Termindruck als Auslöser an
  • 30 % nennen emotionalen Stress durch Kunden/Patienten
  • 29 % nennen Überstunden & schlechtes Arbeitsklima

Da Stress eines der Arbeitssucht-Symptome ist, leiden Workaholics ebenfalls unter den oben genannten Folgen. Arbeitgeber, die Mitarbeiter vor Stress bzw. einer potentiellen Arbeitssucht und Burnout schützen möchten, können die im Folgenden erläuterten Maßnahmen befolgen:

Präventionsmaßnahmen gegen Arbeitssucht & Burnout

  • Fehlerkultur: Mitarbeiter, die wegen eines Fehlers nicht direkt um ihre Stelle fürchten müssen, neigen seltener zu psychischen Erkrankungen. Unternehmen, die Fehler als Chance für künftige Optimierungen sehen, profitieren längerfristig von arbeitsfähigen Mitarbeitern.
  • Beförderungskultur: Befördert werden sollten idealerweise Mitarbeiter, die über ausreichend Social-Skills verfügen. Eine rein erfolgsorientierte Beförderungskultur schafft häufig ein ineffizientes Management, was sich wiederum auf die psychische Gesundheit der Angestellten auswirkt.
  • Vorgesetztenverhalten/Mitarbeiterführung: Wertschätzung und regelmäßiges Lob fördern ein gesundes Engagement der Mitarbeiter. Das wiederum unterbindet das Bedürfnis, permanent „mehr leisten“ zu müssen.
  • Jobprofil: Bei Stellenausschreibungen sollten Firmen darauf achten, die erforderlichen Qualifikationen klar zu formulieren. So kann ausgeschlossen werden, dass sich ein künftiger Mitarbeiter weder unter- noch überfordert fühlt.
  • Unternehmenskultur: Arbeitnehmer, die sich mit den Werten der Unternehmenskultur identifizieren, sind motivierter und erleben ihre Arbeit oft als sinnstiftend. Beides sind wichtige Faktoren, um Arbeitssucht bzw. einem Burnout vorzubeugen.
  • Umgang mit Mehrarbeit: Unternehmen sollten freiwillig geleistete Überstunden nicht zusätzlich belohnen, sondern kritisch hinterfragen.

Arbeitssucht erkennen und richtig handeln

HR-Verantwortliche können bereits im Jobinterview mit gezielten Fragen abtasten, ob es sich bei einem Bewerber um einen potentiellen Arbeitssüchtigen handelt. Die Fragen und alarmierenden Antworten könnten z.B. lauten:

„Wie fühlt es sich für Sie an, nichts zu tun“ à „Das ist Zeitverschwendung“

„Wie häufig haben Sie in Ihrem letzten Job Überstunden gemacht?“ à „Vor 22h bin ich eigentlich selten zuhause.“

„Sie werden mit einer wichtigen Aufgabe betraut, die viel Arbeit bedeutet. Was ist Ihre erste Reaktion?“ à „Ich sage private Termine ab und kalkuliere Überstunden ein.“

„Welche berufliche Erwartungshaltung haben Sie sich selbst gegenüber“ à  „Ich möchte alles perfekt machen und immer Höchstleistung erbringen“

„Wie leicht oder schwer fällt es Ihnen, Aufgaben abzugeben?“ à „Es fällt mir sehr schwer.“

„Sprechen Sie in Ihrer Freizeit viel über berufliche Angelegenheiten?“ à „Ja, sehr häufig.“

„Wie oft treffen Sie sich mit Freunden?“ à „Leider fehlt mir dazu meist die Zeit“.

„Wie leicht/schwer fällt es Ihnen, abzuschalten?“ à „Sehr schwer“.

Arbeitssucht: Rechte & Pflichten für Arbeitgeber

In der Regel sorgen verschlüsselte Codes auf der Arbeitsunfähigkeitserklärung dafür, dass Arbeitgeber nicht erfahren, unter welcher Krankheit ein Mitarbeiter leidet. Trotzdem gibt es die Möglichkeit, bei der Krankenkasse nachzufragen, aus welchen Gründen sich Arbeitnehmer insgesamt krankmelden. Im Anschluss liefert eine anonymisierte Liste einen Überblick der Arbeitsunfähigkeits-Auslöser. Sollten an dieser Stelle besonders häufig psychische Belastungen auftreten, können Unternehmen auf externe Hilfe zurückgreifen, um die Mitarbeiterzufriedenheit zu steigern bzw. Krankheiten wie Burnout vorzubeugen. Seit einigen Jahren ist die Berücksichtigung psychischer Belastungen am Arbeitsplatz außerdem im Arbeitsschutzgesetz klar definiert. Laut § 4 Nr. 1 heißt es demnach:

„Die Arbeit ist so zu gestalten, dass eine Gefährdung für das Leben sowie die physische und psychische Gesundheit möglichst vermieden und die verbleibende Gefährdung möglichst gering gehalten wird“.

Das bedeutet, psychische Belastungen am Arbeitsplatz sind genauso zu behandeln wie körperliche – und müssen vom Arbeitgeber entsprechend berücksichtigt werden. Da Arbeitssucht und ihre Folgen sich massiv auf die Gesundheit von Mitarbeitern auswirken, stehen Arbeitgeber somit in der Pflicht, Workaholismus und seine negativen Folgen unbedingt zu vermeiden.

 

Fazit

Arbeitssüchtige sind psychisch nicht dazu in der Lage, ihren Arbeitstag mental zu beenden. Während sie im Büro unter Dauerstress stehen und permanente Höchstleistung von sich selbst erwarten, beschäftigen sie sich auch nach Arbeitsende geistig weiterhin mit Projekten und Aufgaben. Das führt zu psychischem und physischem Dauerstress, was schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben kann. Letztlich leidet nicht nur der Betroffene selbst, sondern schlussendlich auch das Unternehmen unter Arbeitssucht. Da das Arbeitsschutzgesetz seit einigen Jahren auch die mentale Gesundheit berücksichtigt, ist es auch Pflicht der Arbeitgeber, psychische Belastungen zu vermeiden. Auf diese Weise wird nicht nur die Gesundheit der Mitarbeiter, sondern auch der langfristige Unternehmenserfolg gesichert.

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