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Das Bild zeig ein Team. / Teamarbeit, soziales Faulenzen. Einer arbeitet, die anderen schlafen oder vertreiben sich anders die Zeit.

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22.11.2017 Alle Artikel

Team-Psychologie: Soziales Faulenzen und andere Gruppenphänomene

Das Bild zeigt ein Piktogramm mit drei Personen.
von Die Redaktion
Fachjournalismus, Corporate Publishing und Marketing bei zvoove

Chancen und Risiken der Teamarbeit

Es gibt Teams, bei denen einfach alles passt. Es sieht aus, als kämen sie ohne Umwege ans Ziel. Sie schließen Projekte mit einer Leichtigkeit ab, von der andere nur Teams träumen können. Woran liegt das?

Menschen sind soziale Wesen. Sie suchen Gemeinschaft, wollen dazugehören und sich austauschen. Ein Team kann genau dieses Bedürfnis erfüllen. Wer sich mit der Gruppe identifiziert, bringt sich stärker ein – vor allem, wenn das eigene Team im Wettbewerb mit einer anderen Gruppe steht. Dann steigt der Ehrgeiz, sich zu beweisen.

Auch die bloße Anwesenheit anderer beeinflusst oft die eigene Leistung. Bei einfachen Aufgaben reicht es oft, beobachtet zu werden, um sich automatisch mehr anzustrengen. Hinzu kommt der Wunsch nach sozialer Anerkennung: Mitarbeiter, die sich geschätzt fühlen, sind auch motivierter, einen vollen Beitrag zu leisten.

Soziale Identität und Verantwortungsdiffusion

Ein spannender Effekt ist in diesem Zusammenhang die soziale Identität: Menschen definieren sich über ihre Zugehörigkeit zu Gruppen. Wer sich mit einem Team verbunden fühlt, übernimmt eher Verantwortung und arbeitet engagierter – nicht nur für sich, sondern für das gemeinsame Ziel.

Gleichzeitig lernen Teammitglieder auch voneinander. Menschen beobachten, wie andere Probleme lösen, übernehmen erfolgreiche Strategien und passen ihr Verhalten an. Besonders in Teams mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Erfahrungen kann dieser Austausch die Leistung steigern.

Doch Teamarbeit hat nicht nur Vorteile. Je mehr Personen beteiligt sind, desto wichtiger wird klare Abstimmung. Entscheidungen dauern länger, weil viele Meinungen ins Projekt einfließen. Und wenn nicht festgelegt ist, wer für eine Aufgabe verantwortlich ist, fühlt sich am Ende vielleicht niemand zuständig. Diese sogenannte Verantwortungsdiffusion kann dazu führen, dass wichtige Themen liegen bleiben.

📌 Wir halten fest: Gute Teamarbeit lebt von klugen Strukturen. Wenn jeder weiß, welche Rolle sie oder er hat, kann ein Team sein volles Potenzial entfalten.

Soziales Faulenzen und weitere Gruppenphänomene

Doch nicht jedes Team läuft wie ein perfekt geöltes Uhrwerk. Manchmal treten Dynamiken auf, die dazu führen, dass einzelne weniger leisten, als sie könnten – bewusst oder unbewusst. Besonderheit in Branchen wie der Personaldienstleistung und Zeitarbeit: Dort werden Mitarbeitende immer wieder in neue Teams integriert. Jedes Mal muss sich eine neue Gruppendynamik entwickeln. Unklare Rollenverteilungen oder fehlende Zugehörigkeit können sich deshalb direkt negativ auf die Arbeitsleistung auswirken.

Hier sind einige der häufigsten Gruppenphänomene – und wie sie sich speziell in wechselnden Teams auswirken können:

Soziales Faulenzen (social loafing):

Teams erbringen die Leistung oft gemeinsam. Doch was passiert, wenn der Einsatz Einzelner nicht mehr sichtbar ist? Soziales Faulenzen beschreibt das Phänomen, dass Menschen in Gruppen weniger Anstrengung zeigen, wenn ihr persönlicher Beitrag nicht erkennbar oder bewertbar ist.

Das Bild zeigt eine Teamsituation und soziales Faulenzen: Zwei arbeiten, einer lehnt sich zurück und daddelt an seinem Handy.
Teammitglieder strengen sich tendenziell weniger an, wenn ihr persönlicher Beitrag nicht erkennbar oder bewertbar ist.

Dafür gibt es mehrere Gründe: Manche gehen davon aus, dass ihre Leistung keinen Unterschied macht, weil das Team stark genug ist. Andere nehmen an, dass es niemandem auffällt, wenn sie sich etwas zurücknehmen. Besonders häufig tritt dieser Effekt bei Routineaufgaben auf, da wenig Eigeninitiative gefordert ist. Je größer die Gruppe und je unklarer die Rollenverteilung, desto höher das Risiko, dass sich Einzelne aus der Verantwortung ziehen.

Trittbrettfahren (free-rider problem)

Beim Trittbrettfahren reduzieren Einzelne bewusst ihre Anstrengung, weil sie glauben, ihr Beitrag sei nicht entscheidend für das Endergebnis – schließlich übernehmen andere die Arbeit. Es fehlt schlichtweg die Motivation, wenn sie das Gefühl haben, der „Laden“ laufe auch ohne ihren Einsatz. Besonders häufig tritt dieses Verhalten in Teams mit besonders leistungsstarken Mitgliedern auf. Wenn einzelne Mitarbeitende annehmen, dass die Gruppe das Ziel auch ohne ihren Einsatz erreicht, ziehen sie sich gegebenenfalls zurück.

Gimbel- oder Sucker-Effekt

Haben Sie schon mal beobachtet, dass andere Teammitglieder sich zurückgelehnt haben? Und waren Sie in Versuchung, das Gleiche zu tun? Genau darum geht es beim Sucker-Effekt: Mitarbeitende reduzieren bewusst ihre Anstrengung, weil sie das Gefühl haben, sonst mehr zu tun als der Rest. Niemand will „die Dumme“ oder „der Dumme“ sein, die oder der sich ausnutzen lässt.

Das lässt sich mit Tauziehen vergleichen: Wenn jemand merkt, dass das eigene Team kaum Kraft einsetzt, wird er oder sie nicht freiwillig die ganze Last allein stemmen. Ein häufiges Motiv für diese Reaktion ist der Wunsch, Beitragsgerechtigkeit herzustellen. 

Gruppendenken (Groupthink)

Gruppendenken entsteht, wenn Menschen in Teams ihre Meinung zurückhalten oder sich der Mehrheitsmeinung anpassen. Oft geschieht das nicht aus Überzeugung, sondern um Konflikte zu vermeiden. Harmonie und Zusammenhalt stehen über kritischem Denken, was zu Fehlentscheidungen führt. Besonders häufig tritt Gruppendenken in Teams auf, die sehr homogen sind oder in denen starke Gruppenkohäsion besteht.

Ein typisches Beispiel: Ein Team trifft eine riskante Entscheidung, doch niemand äußert Bedenken. Niemand will als Außenseiter dastehen oder den Teamgeist stören. In Organisationen, in denen Widerspruch nicht ausdrücklich erwünscht ist oder kritische Stimmen ignoriert werden, setzt sich dieses Muster besonders leicht fest.

Das Bild zeigt ein Arbeitsteam, bei dem jedes Mitglied in die Kamera grinst und Daumen hoch zeigt. Symbolisch für Groupthinking.
Alle einer Meinung – was soll da schon schiefgehen? Gruppendenken sorgt für Einigkeit. Und manchmal für kollektives Scheitern.

Soziale Hemmung (social inhibition)

Nicht jeder arbeitet unter Beobachtung besser. Manche Arbeitskräfte fühlen sich gehemmt, wenn sie im Team stehen und ihre Leistung bewertet wird – besonders bei neuen oder komplexen Aufgaben. Statt sich voll zu konzentrieren, steigt der Druck, keine Fehler zu machen. Das kann die Leistung verringern.

Positive Gruppenphänomene aus der Psychologie

Nicht alle Gruppeneffekte bremsen die Leistung. Einige Mechanismen sorgen sogar dafür, dass Teams über sich hinauswachsen und gemeinsam bessere Ergebnisse erzielen.

Soziale Kompensation

Leistungsstarke Teammitglieder setzen oft mehr Energie ein, um mögliche Defizite im Team auszugleichen. Sie übernehmen zusätzliche Aufgaben oder kompensieren Schwächen anderer – allerdings nur, wenn sie das gemeinsame Ziel als wichtig erachten.

Dahinter steckt ein psychologischer Mechanismus: intrinsische Motivation. Mitarbeitende, die sich mit ihrem Team verbunden fühlen, engagieren sich stärker. Dieser Effekt tritt besonders in Teams mit einer starken Gruppenzugehörigkeit auf.

Köhler-Effekt

Der Köhler-Effekt beschreibt ein interessantes psychologisches Phänomen: Leistungsschwächere Teammitglieder strengen sich besonders an, um das Gesamtergebnis nicht negativ zu beeinflussen. Sie wollen vermeiden, dass ihre Kolleginnen und Kollegen sie als schwächstes Glied in der Kette wahrnehmen.

Leistungsstärkere Teammitglieder spielen dabei eine wichtige Rolle. Sie dienen als Orientierung und können unbewusst als Antrieb für andere wirken. Durch den Köhler-Effekt erreicht ein Team oft bessere Ergebnisse, als wenn die individuellen Leistungen einfach addiert würden.

Sozialer Wettbewerb

Ein gewisses Maß an Wettbewerb kann Teams zu Höchstleistungen antreiben. Wenn Mitarbeitende sich mit Kolleginnen und Kollegen messen, setzen sie oft mehr Energie ein, um ihr eigenes Potenzial voll auszuschöpfen. Entscheidend ist jedoch, wie dieser Wettbewerb gestaltet wird.

Damit Konkurrenz motivierend wirkt, sollten die Leistungsunterschiede im Team nicht zu groß sein. Ist der Abstand zu weit, kann Wettbewerb entmutigend wirken – entweder weil sich leistungsschwächere Mitarbeitende chancenlos fühlen oder weil leistungsstärkere den Vergleich als unfair empfinden.

Auch die Transparenz der Erfolgskriterien spielt eine Rolle. Wenn klar ist, woran Leistung gemessen wird und welche Erfolge belohnt werden, bleibt der Wettbewerb konstruktiv. Sonst kann schnell Frustration entstehen, wenn unklar bleibt, welche Faktoren über Erfolg oder Misserfolg entscheiden.

Aus psychologischer Sicht lässt sich dieser Effekt mit der Zielsetzungstheorie erklären. Klare, herausfordernde, aber realistische Ziele steigern die Leistung – insbesondere wenn sie als erreichbar wahrgenommen werden.

Social Facilitation

Haben Sie sich schon mal besonders angestrengt, weil Sie jemand bei der Arbeit oder beim Sport beobachtet hat? Genau das beschreibt Social Facilitation: Die bloße Anwesenheit anderer kann die Leistung steigern – vorausgesetzt, die Aufgabe ist vertraut.

Besonders bei Routinetätigkeiten wirkt dieser Effekt. Wer die Abläufe kennt, arbeitet unter Beobachtung konzentrierter. Das Gehirn schaltet auf eine Art „Leistungsmodus“ – als würde ein unsichtbarer Schiedsrichter mitstoppen.

📌Tipps für Zeitarbeitsfirmen

Zeitarbeitskräfte wechseln regelmäßig in neue Teams. Das bringt Herausforderungen mit sich – aber auch Chancen. Unklare Rollen können zu sozialem Faulenzen oder Trittbrettfahren führen. Auf der anderen Seite fördern soziale Kompensation und ein gesunder Wettbewerb die Leistung. Zeitarbeitsfirmen haben die Möglichkeit, diese Dynamiken aktiv mitzugestalten:

1. Erwartungen von Anfang an klären
Klare Erwartungen schaffen Sicherheit. Zeitarbeitnehmende sollten wissen, welche Aufgaben sie übernehmen, welches Ziel das Team verfolgt – und woran ihre Leistung gemessen wird. Deshalb reicht es nicht, nur Abläufe zu erklären. Auch die Teamstruktur und die Zusammenarbeit im Einsatzbetrieb sollten frühzeitig vermittelt werden.

2. Neue Mitarbeitende gezielt integrieren
Ein starkes Teamgefühl motiviert – auch bei temporären Einsätzen. Eine feste Ansprechperson, eine kurze Vorstellungsrunde oder die Einladung zu einem Teammeeting können den Einstieg deutlich erleichtern. Wer sich von Anfang an als Teil des Teams fühlt, bringt sich eher aktiv ein.

3. Sozialen Wettbewerb sinnvoll gestalten
Ein gewisses Maß an Konkurrenz kann beflügeln – solange der Rahmen stimmt. Leistungsziele sollten transparent sein, Erfolgskriterien klar definiert. Zeitarbeitsfirmen können gemeinsam mit Entleihern darauf achten, dass der Wettbewerb motiviert, aber niemanden überfordert.

4. Verantwortung sichtbar machen
Wenn der Eindruck entsteht, dass der eigene Beitrag keine Rolle spielt, sinkt die Motivation. Regelmäßiges Feedback – individuell oder im Team – fördert Eigenverantwortung und zeigt: Jeder Beitrag zählt. Auch kleine Erfolge sollten gesehen und gewürdigt werden.

5. Entleiher für Teamdynamiken sensibilisieren
Jedes neue Team bringt Veränderungen mit sich – vor allem, wenn Mitarbeitende regelmäßig wechseln. Entleiher sollten wissen, wie sie neue Kräfte schnell integrieren und Zuständigkeiten klar verteilen. Zeitarbeitsfirmen sind dabei nicht nur Vermittler, sondern wichtige Partner: Sie kennen die typischen Herausforderungen und bringen wertvolles Know-how mit, um Motivationsverluste zu vermeiden.

Fazit: Rahmenbedingungen für gute Teamarbeit schaffen

Teams sind lebendige Systeme. Sie können beflügeln oder ausbremsen – je nachdem, welche Dynamiken sich entwickeln. In der Zeitarbeit müssen neue Mitarbeitende sich immer wieder in wechselnde Teams einfügen. Gleichzeitig erwarten Entleiher, dass von Beginn an produktiv gearbeitet wird.

Damit das gelingt, braucht es klare Erwartungen, eine schnelle Orientierung und realistische Möglichkeiten, Eigenverantwortung zu fördern. Zeitarbeitsfirmen spielen dabei eine wichtige Rolle: Sie können ihre Mitarbeitenden gut vorbereiten und den Austausch mit den Einsatzbetrieben fördern.

So lassen sich Missverständnisse vermeiden, und Zeitarbeitskräfte können ihr Potenzial besser entfalten. Wer sich sicher fühlt und weiß, was gefragt ist, bringt sich auch in neuen Teams aktiver ein. Und davon profitieren am Ende alle – auch die Entleiher.

Fotos: © Adobe Stock / Anton / 172876136, 172898200; contrastwerkstatt / 90978838

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