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Wie es um den Arbeitsmarkt in Deutschland bestellt ist, verraten die Monatsberichte der Bundesagentur für Arbeit im Detail. Für Mai 2024 lautet der Untertitel des Berichts „Besserung lässt weiter auf sich warten“. Dabei muss man aber genau hinschauen.
Im ersten Quartal 2024 wuchs die deutsche Wirtschaft preis-, saison- und kalenderbereinigt nur um 0,2 Prozent. Das ist kein Quantensprung, im Schlussquartal 2023 gab es aber einen Rückgang um 0,5 Prozent. In diesem Jahr geht es also wieder leicht bergauf und die Konjunkturaussichten haben sich seit Beginn des Jahres insgesamt aufgehellt, was für die weiteren Quartale hoffen lässt.
Am Arbeitsmarkt zeigen sich aber noch keine großartig besseren Zahlen. Sogar Bundesarbeitsminister Hubertus Heil räumt ein, „dass die schwache Konjunktur im vergangenen Jahr Spuren auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen hat“. „Die Frühjahrsbelebung ist in diesem Jahr nicht richtig in Fahrt gekommen. Auch im Mai sanken Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung, allerdings nicht so kräftig wie in den meisten Jahren zuvor“, sagte Andrea Nahles, die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit.
Unternehmen müssen vor Beginn von Kurzarbeit eine Anzeige über den voraussichtlichen Arbeitsausfall erstatten. Nach aktuellen Daten wurde das vom 1. bis einschließlich 28. Mai für 46.000 Personen in Deutschland getan. Unterm Strich ist das ein Viertel weniger als zum vergleichbaren Zeitpunkt im Vormonat.
Aktuelle Daten zur tatsächlichen Inanspruchnahme von Kurzarbeitergeld gibt es bis März 2024. So wurde in diesem Monat für 219.000 Beschäftigte konjunkturelles Kurzarbeitergeld gezahlt, nach 200.000 im Februar und 189.000 im Januar. Im Verlauf des Jahres wird also immer weniger Kurzarbeitergeld in Anspruch genommen, auch hier keimt also Hoffnung.
Die Nachfrage der Unternehmen nach neuen Arbeitskräften ist nach wie vor recht hoch. Zwar zeigen die Zahlen schon länger einen Trend nach unten, der Höchststand wurde im Sommer 2022 erreicht, im Mai 2024 waren aber immer noch über 700.000 offene Arbeitsstellen bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet, das sind rund 8 Prozent weniger als vor einem Jahr.
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Arbeitnehmerüberlassung ist seit Anfang 2024 auch rückläufig. Die Zahlen liegen aktuell nur bis März bei der Bundesagentur für Arbeit vor. Im Januar waren es noch 634.800 Beschäftigte, im Februar 625.600 und im März 616.100 Personen. Zum Vergleich: Im März 2023 zählte die Agentur noch 691.519 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Personaldienstleistungsbranche.
Was sich wieder einmal zeigt: Wenn die Wirtschaft stottert, haben es auch Personaldienstleister nicht einfach. Außerdem gilt die Zeitarbeit als Frühwarnsystem für die Konjunktur. Unternehmen setzen in Krisenzeiten eher bei der Arbeitnehmerüberlassung den Rotstift an. Eine Ausnahme sind derzeit Unternehmen in der Branche, die Fachkräfte vermitteln können, die sind nach wie vor stark nachgefragt.
Jedoch steht für Personaldienstleistende eine zusätzliche Hürde im Weg: Unternehmen zielen bei hohem Fachkräftemangel häufig darauf ab, die heiß begehrten Fachkräfte in eine Festanstellung zu holen. Auch das erschwert Personaldienstleistern derzeit die Arbeit.
Auch wenn die Zeiten nicht einfach sind, kommt nach jedem Tal wieder ein Gipfel, auch das ist für die Branche keine neue Erfahrung und ein gewisser Optimismus zeigt sich auch beim Blick in die aktuellen Lünendonk-Listen. Für 2023 ist zwar das Marktvolumen in der Zeitarbeit gesunken, die Top-25-Unternehmen konnten aber trotzdem ihren Umsatz steigern.
Als Wachstumstreiber gelten erstens Personaldienstleister mit qualifiziertem Fachpersonal und zweitens Unternehmen aus der Branche, die ihren Fokus auf Gesundheitsspezialisten setzen.
Ein Sprungbrett, um sich Wettbewerbsvorteile zu verschaffen, ist außerdem die fortschreitende Digitalisierung der Branche. Die wird einerseits vom Gesetzgeber eingefordert: So können Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten auch elektronisch an die Unfallversicherungsträger gemeldet werden. Die gesamte Branche ist anderseits aber dabei, sich weiter zu digitalisieren, etwa durch spezielle Cloud-Softwarelösungen für Personaldienstleister oder KI-Anwendungen zur Optimierung der Recruiting-Strategie. Das ist eine große Chance für Unternehmen aus der Personaldienstleistung, das Heft selbst in die Hand zu nehmen.
Foto: © Adobe Stock / BritCats Studio / 684688801
Jörg Geiger ist Diplom-Informatiker und arbeitet seit über 20 Jahren als Fachjournalist im Bereich Technik. Dabei interessiert er sich vor allem für IT, die den Alltag tatsächlich verbessert. Für den zvoove Blog berichtet er über Trends und Entwicklungen in der Gebäude- und Personaldienstleistung, sowohl in technischer Hinsicht als auch in Bezug auf branchenspezifische Regelungen und Marktentwicklungen.
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